Michael Schumacher ließ sich für die Weltmeisterschaft überholen

Die Formel 1 ist ein Teamsport und doch ist der erste und wichtigste Gegner aller Fahrer der Teamkollege. Bei Michael Schumachers Teamkollegen denkt man zu oft an Fahrer, die ihm beim Gewinn der WM helfen mussten. Aber auch Schumacher hat Teamkollegen geholfen.

Noch immer steht der Satz "Let Michael Pass for the championship" für einen der größten Sportskandale der Formel 1-Geschichte. Wie schon 2001 in Österreich, gab Ferrari-Teamchef Jean Todt beim GP in Österreich 2002 Rubens Barrichello die Anweisung, Michael Schumacher für den WM-Titel überholen zu lassen. Die Zuschauer waren hörbar unzufrieden mit dem Ergebnis. Schließlich überlies Schumacher seinem Teamkollegen den obersten Platz auf dem Podest und gab ihm auch den Siegerpokal. Da Stallorder zu diesem Zeitpunkt nicht verboten war, konnte Ferrari dafür auch nicht bstraft werden. Allerdings wurde das Tauschen der Plätze auf dem Podest mit einer Geldstrafe von 1.000.000 Euro bestraft. Ab der folgenden Saison war Teamorder (für einige Jahre) verboten. Barrichello hat den Österreich-GP scheinbar noch nicht verkraftet und meint, er habe einen WM-Titel verdient.

Auch knapp 13 Jahre nach diesem denkwürdigen Vorfall am damaligen A1-Ring in Spielberg scheint Barrichello nicht darüber hinweggekommen zu sein, dass Schumacher bei der Scuderia einen höheren Stellenwert als er genoss. "Einer von Schumachers sieben Weltmeistertiteln sollte meiner sein", erklärte er gegenüber dem brasilianischen TV-Sender Bandeirantes. (https://www.motorsport-magazin.com/formel1/news-209200-barrichello-schumacher-sollte-nur-6-titel-haben/)

Was Formel 1-Beobachter und eventuell auch Barrichello vergessen haben, ist, dass Schumacher selbst mal in Barrichellos Position war, obwohl er in seiner ersten Karriere die team-internen Duelle immer gewann. Nach dem Großen Preis von Großbritannien 1999 ist Schumacher aufgrund seines Beinbruchs für 6 Rennen ausgefallen. Als er beim Großen Preis von Malaysia 1999 wieder fahren konnte, stand er auf der Pole-Position und hatte beste Chancen zu gewinnen. Allerdings ließ er seinen Teamkollegen, der im Gegensatz zu ihm noch den Titel gegen Mika Häkkinen hätte gewinnen können, zweimal überholen und passte seine Geschwindigkeit außerdem jeweils so an, dass Eddie Irvine etwas Vorsprung herausfahren konnte. Am Ende hat es für Irvine nicht gereicht. Dennoch zeigte Schumacher in dieser Zeit ein Verhalten, das Todt Jahre später auch von Barrichello erwartete.

Back in second place, Schumacher slowed again in order to allow Irvine to build an advantage. Then, as the first round of pit stops loomed, Schumacher accelerated the pace in order to stay ahead of Häkkinen. Realising this, McLaren gambled on giving Häkkinen half a tank of fuel, hoping it would be enough to get him out of the pits ahead of Schumacher. The gamble failed, as Schumacher stayed ahead of the Finn and proceeded to block him again, allowing Irvine to extend his lead to 20 seconds.

Irvine's lead was not big enough for him to stay ahead after his second pit stop, but Ferrari were sure that Häkkinen would have to stop again. He did, emerging in fourth place behind Johnny Herbert in the Stewart. Schumacher slowed once again to allow Irvine to retake the lead, while Häkkinen forced his way past Herbert for third. Irvine duly took the chequered flag one second ahead of Schumacher, with Häkkinen a further eight seconds back.

(https://en.wikipedia.org/wiki/1999_Malaysian_Grand_Prix)

In Schumachers zweiter F1-Karriere ging es nicht mehr um WM-Titel, jedenfalls nicht um welche in seinem Mercedes-Team. Dafür konnte Sebastian Vettel vier Titel in Folge gewinnen. Bei einem dieser Erfolge war auch Schumacher zu einem gewissen Grad beteiligt. Im letzten Rennen Schumachers, dem Großen Preis von Brasilien 2012, musste Vettel für den Titel nicht mehr gewinnen, aber Fernando Alonso durfte nicht mehr als 13 Punkte mehr als Vettel holen. Da Alonso Zweiter wurde durfte Vettel, der viel Pech hatte und mehrfach aufholen musste, nicht schlechter als Siebter abschneiden. Als Vettel schließlich einige Runden vor Schluss den siebten Platz einnahm und Michael Schumacher vor sich hatte, machte dieser einfach Platz und ließ Vettel überholen. Damit wurde Vettel als Sechster zum dritten Mal Weltmeister. Schumachers altes Team (Ferrari), in dem Alonso zu dem Zeitpunkt fuhr, war natürlich nicht begeistert – Red Bull dagegen schon:

Schumacher allowed Vettel to make an easy pass on him near the end of the Interlagos race, although seventh would have been sufficient for the Red Bull driver to claim the title regardless with his rival Fernando Alonso only second.

"Michael very graciously gave him P6 and that was enough to convert his third consecutive world championship," said Horner.

"Michael is renowned for being a tough racer. I think it was his gesture to Sebastian, almost like passing the baton on.

"I'm sure it was not particularly well received at his former employer [Ferrari] but I thought it was very magnanimous of Michael to move out of the way for his fellow countryman."

(https://www.autosport.com/f1/news/red-bull-thanks-gracious-schumacher-for-giving-vettel-sixth-4462384/4462384/)

Quellen/weitere Informationen: